Oh Alkohol ! - Oh Unverstand !

  Itzehoe im Spiegel der Belletristik

 
  „Aber wir hatten in Itzehoe mittlerweile das Prinzip der revolutionären Legalität entdeckt“.
(Ernst v. Salomon, „Fragebogen“).

  Teils irrlichternd, teils strahlend illuminiert die monströse Existenz der holsteinischen Stadt Itzehoe unsere Literatur der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit; rudimentäre Ansätze hierzu lassen sich sogar bis in die Zeit der Klassik zurück verfolgen, ja, seit Goethes Zeiten rankt sich eine Girlande schönster Lesefrüchte um die „Kreisstadt mit bedeutender Industrie (Portland-Zement) in waldreicher Umgebung“ (Varta-Führer 1980/81).
Allerdings verdüstert ein nachgerade apokalyptisches Wetterleuchten den literarischen Himmel über Itzehoe: Günter Grass, der Elvis für Sozialdemokraten, hat seinen Roman „Kopfgeburten“ in ebendiese Stadt verlegt und läßt darin ein nun schon gar zu garstiges Junglehrer-Ehepaar agieren, beide angejahrte Apo- Veteranen aus „Kiel“, die zwischen Südostasien und Itzehoe – Überbevölkerungsproblemen und eigener Zeugungsunwilligkeit wegen – halt- und sinnlos hin- und hervagabundieren. Das Ganze ist eine matte Stilübung Grassens, auf Deubelkommraus um Zeitnähe und Problembewusstsein bemüht und wurde auch, einhellig wie selten, von der Kritik verrissen. Nur der Itzehoer Einzelhandel sowie das Gaststättengewerbe sind dem Autor zu einigem Dank verpflichtet. Wichtige Protagonisten des örtlichen Mittelstands werden an prominenter Stelle erwähnt: Feinkost- Kruse auf Seite 41, und 75, Bücher-Gerbers auch auf Seite 41, Cafè Schwarz auf Seite 99, selbst die Ladenpassage Holstein-Center fließt zweimal ins Werk ein, auf den Seiten 16 und 42.
Was die Kritik jedoch außer acht ließ, war eben die itzehoeisch gemeinte Komponente des Buches bzw. die komplette Unkenntnis des Genres von seiten des Autors; kontrastiert doch das besagte Lehrer-Ehepaar in seinen Lebensäußerungen, ja, in seiner universalen Figürlichkeit zum bisher gängigen und als schlüssig angenommenen Literaturtypus des Itzehoers in schaudererregender Weise. Ein Lokaltermin wäre also angebracht. Zunächst – wie kommt man hin? Nach Itzehoe, einer Stadt „in Holstein, zwischen Marsch und Geest gelegen, mit rückläufiger Einwohnerzahl und wachsenden Sanierungsschäden“? („Kopfgeburten“ S. 11) Damit wären wir beim ersten, von Grass ausnahmsweise richtig erfaßten Stereotyp der diese Stadt betreffenden Belletristik: Man fährt mit der Eisenbahn ab Hamburg-Altona, denn „die Bahn, die von Itzehoe und Wilster über die Brücke kommt, geht von St. Michaelis dann über Marne nach Friedrichskoog“. (Hermann Kant, „Der Aufenthalt“, S. 8)
Je nachdem, wie weit entfernt man wohnt, erhöht sich natürlich das Fahrgeld. Wohnt man z.B. in Frankfurt, musste man schon im Jahre 1972 für Hin- und Rückfahrt DM 140,- bezahlen, wie Eckhard Henscheid in seinem Roman" „Die Vollidioten“ auf Seite 218 mitteilt. Hat man seinen Obolus dann aber bezahlt, sieht man hinter Hamburg „fette Weiden, von Buschwerk umsäumt, Koppeln, über die mit hohen Beinen Fohlen stürmen . . .; großmächtige Bauernhäuser, Wohnraum und Stallung in eins“. (Bodo Uhse, DDR-Schriftsteller im semibiographischen Roman „Söldner und Soldat“) Kurz vor Itzehoe schließlich taucht „das Zementwerk von Itzehoe“ (Peter Handke, „ Falsche Bewegung“, S.17) auf. „Bei Itzehoe“ heißt das – wahrscheinlich ebenfalls von der Eisenbahn aus empfundene – Gedicht Günter Kunerts, das auf S.85 seines Gedichtbandes „"Abtötungsverfahren"“ zu finden ist:
„Fern dem Bereich/donnernder Genitive/amtlicher Vulkane Auswurf/darunter alles Leben/erstirbt.//Jenseits und nördlich/meines verlassenen Daseins/also liegen tröstliche Flächen/zwischen Meer und Meer/Sumpf und Marsch/Nässe und Nichts//Jeder Schritt/führt in die Stille/durchsetzt von kleineren Städten/die sich ihr beugen//Hier/sind die bergenden Nebel zuhaus/und die Wikinger seit langem/archiviert.“
Na bitte. Wem also die Genitive zu Hause zuviel donnern, weiß was er zu tun hat: eine Fahrkarte nach Itzehoe kaufen.
In ähnlich kargen Versen voll verzweifelter Schönheit hatte vor Jahren schon die schwedische Poetin Siw Malmquist – Biographisches und Lyrisches mischend und im Refrain „all mein Glück in Itzehoe“ vermutend – ihr Mißgeschick auf der Bahn besungen:
Bring mir back das Gepäck, das Gepäck, das Gepäck,/ denn sonst werd' ich nie mehr froh!/bring mir back das Gepäck mit dem Hochzeitkleid/für mein Glück in Itzehoe/
Wo ist der Dieb der mir meinen Koffer gestohl'n/heut nacht auf Bahnsteig Zwo?/Bring mir back das Gepäck/mein Zug der geht um Acht,/der Eilzug nach itzehoe!/Was will der Dieb denn damit, mit Bikini und so/und mit dem knallroten Hut?/Und obendrein, was fällt ihm ein?/Hey mister, wozu ist gut? “
[   Hörprobe]
Noch vor Siw Malmquist ist das mittlerweile legendäre Mädelquartett „Jacob-Sisters“ musikalisch „zum Schützenfest nach Itzehoe“ aufgebrochen, Zwischenfälle sind jedoch nicht bekannt geworden. Wenn man sich all dies vor Augen führt, zusätzlich bedenkt, daß die Rahmenhandlung des Stahlnetz“-TV-Krimis „"Das Haus an der Stör"“ von 1963 daraus besteht, daß ein Kommissar während einer Bahnfahrt von Itzehoe nach München einer Kollegin einen von ihm gelösten Fall erläutert, gibt es gar keinen Zweifel mehr: Wer über Itzehoe schreiben will, muß sich zunächst über die Eisenbahn äußern.
  Was aber macht Grass aus seiner – immerhin vorhandenen - Eisenbahnszene? Nicht nur, daß ihm zehn Zeilen dafür genügen, sein Lehrerehepaar disputiert über die „Grünen“ und Familienzuwachs! „Jetzt will er, verdammt noch mal, endlich Vater werden`, und sie will schon wieder, versteh doch`, die Pille schlucken.“ (S. 150) Und alles in der Itzehoer Eisenbahn. Als gäbe es keine relevanteren, vor allen Dingen ortsspezifischeren Themen. Ein Blick aus dem Fenster hätte genügt:
„Wie lieblich glänzt die tausendjähr`ge Stadt!
Sie altert nimmer wie die ew`gen Götter,
bleibt ewig schön wie Aphrodite, die,
aus Schaum geboren, herrscht auf grünem Eiland.“
(Schlussverse der Ode „Itzehoe“ des Itzehoer Poeten J.H. Fehrs, 1838-1916)
Kurzum, die „Kopfgeburten“ sind – um den Nagel hier schon mal einzuhauen, bevor es noch dicker kommt – die ärgste Fehlinterpretation Itzehoes, seit Reinhard Hoffmeister die Stadt Anfang der siebziger Jahre als gelungenes Beispiel für Altstadtsanierung in „Aspekte“ äugend abfeierte – samt Bürgermeister-Interview – und kurz bevor der die Altstadt umfließende Flussarm zugebaggert wurde. Jetzt soll auch noch eine Schnellstraße hindurchgeführt werden.
Kommen wir aber nun zum Dicken, zum Satz, aus dem die Literatur ihr bisher einhelliges Itzehoe-Bild schöpfte. Dazu begibt man sich, sozusagen den Bahnhof verlassen, in die Stadt hinein, wo Alkohol und Unverstand – wie die folgende Szene dokumentiert, schon seit Jahrhunderten – das Geschehen beherrschen:

Erster Jäger: Was? der Blitz! Das ist ja die Gustl aus Blasewitz!

Marketenderin: I freilich! Und er ist wohl gar, Mußjö, der lange Peter aus ITZEHÖ, der seines Vaters goldene Füchse mit unserem Regiment hat durchgebracht zu Glückstadt in einer trinkfreudigen Nacht.
Erster Jäger: Und die Feder vertauscht mit der Kugelbüchse.“
(Friedrich Schiller, „Wallensteins Lager“, 5. Auftritt)
Oh Alkohol! Oh Unverstand! Ihr dioskurengleichen Mächte dieser Stadt! Wo die eine nicht hinreicht, langt die andere umso kräftiger zu, wie zuletzt im Brokdorfer Demonstrationsverbot des Itzehoer Landrats, für das er jüngst das Bundesverdienstkreuz bekam, deutlich wurde.
Wohlgemerkt, in einer Nacht brachte Schillers „langer Peter“ das Vermögen seines Vaters durch. Grass hässliche Lemuren – Bewohner einer Stadt, in der selbst eine so pflaumenweiche Brillenfliege wie Reinhard Mey „voll wie eine Strandhaubitze, wo? In Itzehoe“ („Menschenjunges“) gewesen ist – rühren in dem ganzen Buch nur ein einziges Mal Alkoholika an, das heißt, sie „dürfen“ an „kühle Drinks“ (S. 48); auch von einem verschämten „Exportbier“ ist auf dieser Seite die Rede. Ansonsten sitzen sie „bei Fruchtsaft im Schatten“ (S. 100).
Wem diese Beweisführung, die wahre Natur Itzehoes betreffend, noch zu dünn und zu zufällig ist, dem seien drei Prosa-Tableaus in geradezu altniederländischer Manier über das Itzehoer Kneipengenre nachgereicht:
1.
Wie ein Knirps stand ich am Nachmittag zwischen den Vertretern der Partei aus der Provinz, großen strohblonden Männern mit blauen Augen in den vom Wetter geröteten breiten Gesichtern. Sie sagten ihre Meinung kurz und laut, sie schlugen, wenn ihnen etwas nicht in den Kram paßte, mit den Fäusten auf den Tisch, so daß die Groggläser klirrend tanzten. Im übrigen betrachteten sie mich mit kaltem Mißtrauen.“ – „Diese Männer . . . waren eine Erfrischung nach den Erlebnissen der letzten Tage.“ (Bodo Uhse, „Söldner und Soldat“, S. 159)
2.
Während des ganzen Prozesses war das Lokal Abend für Abend überfüllt. Eng aneinandergerückt standen die Tische in den kleinen gemütlichen Räumen, und die Herren vom Stadtrat saßen dort neben den Angeklagten, die Bauern neben den Beamten, der Landrat neben mir, die Schöffen, der Staatsanwalt, die Richter, die Presseleute, die Polizisten, die Zeugen, alles saß durcheinander. Das Bier war gut, die Schleswig-Holsteiner tranken dazu einen Bommerlunder, die Pressefritzen aus Berlin einen Korn, die Herren vom Gericht einen Steinhäger . . . “ „Man prostete sich zu, man sagte seine Meinung nach deutscher Sitte und Art, der Hauptmann von der in der Stadt garnisonierten Artillerie-Abteilung trank mit dem Hauptangeklagten Brüderschaft, der Landrat suchte meinen Bruder zu überzeugen, daß seine maßlosen Angriffe gegen ihn ins Falsche träfen, da er ja nur die Anweisungen der Regierung befolge, an der Theke nötigte unser Sitzredakteur . . ., einige Schutzpolizisten, mit ihm einen, "Kürbis" zu trinken, ein höllisches, von ihm eigens zu diesem Zweck erfundenes Gebräu aus scharfen Schnäpsen mit Pfeffer – ohne daß es übrigens zu den von ihm erhofften Weiterungen kam -, und bald klangen fröhliche Lieder auf . . ..“ (Ernst v. Salomon, „Der Fragebogen“, S. 230)
3.
„Da eben schleppte Herr Kloßen seine Itzehoer Crew herein, und diese Personen besetzten auch sogleich schauerlich lärmend unseren Tisch. Es waren dies aber schon ganz ausgemacht ordinäre Flegel, rohe, geistlose Figuren, die einfach nicht zu uns passten . . ..“ (Eckhard Henscheid, „Die Vollidioten“, S. 23) Die ersten beiden Szenen sind von der letzten wiederum durch mehr als 40 Jahre getrennt; stringenter ist das Itzehoer Kneipenhelden-Kontinuum kaum zu dokumentieren, zusätzliche Authentizität ist dadurch verbürgt, daß die drei Chronisten weltanschaulich erheblich divergieren:
- Der Kommunist Uhse beschreibt die ersten Itzehoer Mitglieder der NSDAP, zu denen er gehörte, bevor er - – die Feder mit der Kugelbüchse vertauschend - – Kommunist wurde und im spanischen Bürgerkrieg auf seiten der Republik kämpfte.
- Der erzkonservative Rathenau-Attentäter und Rowohlt-Spezi Ernst v. Salomon schildert das Geschehen in einer Itzehoer Kneipe während der sogenannten „Landvolk“-Unruhen gegen Ende der Weimarer Republik; Ereignisse, die Haus Fallada zu „Bauern, Bonzen und Bomben“ anregten. („Der, Padberg`jenes Buches ist mein Bruder Bruno.“ Ernst v. Salomon; „Der Fragebogen“, S. 227)
- Der Universalradikale Eckhard Henscheid schließlich erzählt von den possenhaften Weiterungen, die das Eindringen eines umtriebigen Itzehoer Herrn, Joachim Kloßen, hier samt einigen Diaspora-Itzehoern im Frankfurter Bummelanten-Lokal „Mentz“ hervorruft.
  Und wenn Eros, Suff und Prozesse elixierhafte Ingredenzien der Itzehoe- Immanentia sind, so ist keiner mehr als dieser Joachim Kloßen dazu berufen und angetan, diesem ganzen herzerfrischend blöden Getöse als prächtige Gallionsfigur donnernd vorzustehen. Immer in drängenden Geldsorgen, aber ungebrochen und tatendurstig, ist es inbesondere seine vitale Einstellung zum Eros, die das Grasssche Pärchen so abwegig und greisenhaft wirken läßt. Während die zwei wie dumm-gequält mit ihrer Zeugungsunwilligkeit herumlaborieren, hat Kloßen die Sache längst im Griff. Die Itzehoerin charakterisiert er als „zwar äußerlich nicht übermäßig, aber im Bette unbesiegt“ (Die Vollidioten, S. 69) und entwirft – einen 4500-DM-Kredit vor Augen – ein tolles Panorama künftiger Lebensgestaltung: „Und wenn der Laden dann läuft, dann laden wir Weiber ein, füllen sie ab und verladen sie dann.“ (S. 206).
Sei`s also der Suff, sei`s Sex oder Crime, wo immer Grass das Itzehoe-Genre intuitiv richtig, aber täppisch streift, verkommt es ihm zur platten Travestie. Meilen voraus ist ihm, etwa wenn er die obligate Prozesszene bringt, die Journalistin Peggy Parnass. Anläßlich des Itzehoer „Lesben-Prozesses“ 1974 hat sie die Eigenart des Ortes erkannt. „. . . eine wahre Orgie. Vor der Presse ins unermeßliche hochgejubelt. Die lausigen Pressespießer, wie sie dasitzen! . . . Die Atmosphäre im Gerichtssaal erinnert an eine Theaterpremiere . . . Was in Deutschland unüblich ist, daß nämlich im Saal hemmungslos fotografiert wird, stößt in Itzehoe zu keiner Zeit auf Widerstand. Was ebenfalls fast immer unmöglich ist, daß nämlich das Publikum bei der Erörterung sexueller Dinge im Saal bleibt, ist in Itzehoe möglich.“ („Prozesse“, S. 387, 388)
Und wenn Grass sein Deppen-Duo über F.J. Strauß, den faschistischen "Latenten“, raisonnieren läßt, nimmt sich das wie das peinlich-plagiierende Echo auf Bodo Uhses Chronik von einem Besuch Adolf Hitlers in Itzehoe um 1932 aus:
„Durch die kleinen Räume unserer Druckerei lief Hitler mit hastigen Schritten. Er drückte dem versoffenen, strahlenden Burzinsky die Hand, dann warf er sich im Redaktionszimmer in den hohen Sessel und schlug die Beine in den hohen Schaftstiefeln übereinander . . . nahm zwei Bilder auf, mit der Hast, die seinen Bewegungen eigen war. Er hielt die Blätter empor und rief uns zu: ,Das müssen Sie veröffentlichen, sofort morgen!` Er streckte die Hand mit den beiden Bildern aus. Ich sah, daß er die verkehrten ergriffen hatte, das eine Bild, das grausamste, war das des toten Kommunisten. . . Er drängte an seiner Begleitung vorbei, hob die Hand mit der Reitpeitsche zum Gruß ,Heil`. Schon polterte er die Treppe hinunter.“ („Söldner und Soldat“) Vom eher belanglosen, zeilenschindenden Aspekt nähert sich Rudi Dutschke dem 37 000-Einwohner-Flecken, als 1977 bei der Itzehoer Demonstration die Anti-Brokdorf-Bewegung einen ersten Kulminationspunkt erreicht.
Ziemlich früh machten wir uns am Sonnabend mit dem Auto auf den Weg nach Brokdorf und Itzehoe. Landeten aber schließlich doch zuerst in Itzehoe. Die Radio-Lüge von den ,wenigen Radikalen in Brokdorf` mag dabei für unsere Fahrt eine Rolle gespielt haben. Über mehrere Umwege gelangten wir nach Itzehoe, brachten unser Auto auf einen bei weitem nicht vollen, aber kontrollierten Parkplatz . . . und waren ganz da, als Heinz Brandt mit seiner "Rede" begann.“ („Mein langer Marsch“, S. 195.)
Um`s also bilanzierend zu resümieren: War Itzehoe bisher von der Aura einer „Wunde“ im Adornoschen Sinne umraunt, für die im cézannehaften Spiegel subjektiver Verdinglichung Peter Handke die statische Metapher „Zementwerk“ fand, so dokumentiert die Grasssche Prosa ein bisheriges Novum: Erstmals blickt Itzehoe als existentielles Phänomen im transzendierenden Sinne seinem eigenen Verfall ins Auge – Mikrokosmos des Abendland-Unterganges, personifiziert an einem dualistischen „Lehrer“- Protagonismus -, und über diesen Text weist kein Horizont hinaus. Wenig, so scheint es, vermag da zu helfen, daß sich Henscheids Lichtgestalt Kloßen, Kunerts subjektiv-lyrisches „Nässe und Nichts“, überhaupt die so facettenreiche, antifaschistische Literatur des Wiederaufbaus in der DDR (Uhse, Kant), wenn nicht positivierend, so doch relativierend in die andere Waagschale werfen. Den Rest spinnen die Nornen aus; und seien`s auch nur die in den legendären Itzehoer Imbißstube „Zum Schmierigen Löffel“ und „Kadaver-Joschi“: Die Mauern stehn/sprachlos und kalt, im Winde/klirren die Fahnen.